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14. Juli 2022

Brustgeschirr vs. Halsband


06. Juli 2022

Trainingsanleitung Fahrradanhänger

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Hund im Fahrradanhänger

Die Sonne scheint, die Ferienzeit beginnt und es zieht dich raus in die Natur? Das Fahrrad ist flott gemacht und dein Hund soll dich begleiten - doch, verantwortungsvoll wie ich euch alle kenne, lasst ihr ihn bei sommerlichen Temperaturen natürlich nicht am Rad laufen und sich die Pfoten auf heißem Asphalt verbrennen.

Die Lösung: Ein Hundeanhänger fürs Rad muss her.

Wichtige Einschränkung: Auch Fahrradanhänger können aufheizen - beobachte deinen Hund genau und starte die gemeinsame Radtour nur, wenn du gewährleisten kannst, dass es deinem Hund nicht zu warm wird.

 

Da die Mitfahrt in einem solchen Anhänger zur Schaukelpartie werden kann, bedarf es einiger Vorbereitung für deinen Hund, damit es nicht zur traumatischen Erfahrung kommt und beim einmaligen “Erlebnis” bleibt.

 

Das Training kann beginnen, wenn du dich für einen Anhänger entschieden hast, der ausreichend Platz zum aufrechten Sitzen, aber auch gemütlichen Liegen bietet. Zu groß sollte er aber auch nicht sein: ein Dackel in einem Anhänger für Retriever findet wenig Halt auf kurvigen Strecken.

 

Trainingsanleitung:

Achtung: dein Hund entscheidet, wie langsam und kleinschrittig das Training stattfinden muss! Z.B. benötigen oft Hunde, die eine lange, traumatische Reise in einer Box in einem Transporter oder Flugzeug durchlebt haben, mehr Zeit für die vor allem ersten Trainingseinheiten.

 

Tag 1: Der Einstieg klappt am besten, wenn du die Räder noch nicht montierst - so steht der Anhänger fest, kein Wackeln, kein Kippen. Leg’ ein paar der Lieblingsleckerlies deines Hundes hinein und lass sie ihn in aller Ruhe raussammeln. Wiederhole das 10 mal.

 

Tag 2: In diesem Schritt üben wir das Schließen des Reißverschlusses. Dazu hat dein Hund wieder eine Menge toller Leckerei im Hänger und während er fröhlich mampft schließt und öffnest du den Reißverschluss 3 bis 5 mal. Wiederhole das 5 mal.

 

Tag 3: Nun üben wir, dass der Anhänger länger verschlossen bleibt. Dazu legst du einen Leberwurst-gefüllten Kong oder einen Ochsenziemer in den Hänger, lässt deinen Hund einsteigen und schließt den Reißverschluss. Anfangs einige Sekunden, dann steigern und im letzten von etwa 10 Durchgängen bleibt die Tür etwa 10 Minuten verschlossen. Dein Hund hat dabei immer eine tolle Nascherei, vielleicht musst du nachlegen. Bleibe stets in seiner unmittelbaren Nähe.

 

Tag 4: Wir montieren die Räder, halten den Wagen aber gut fest. Nun wie Tag 1, Tag 2 und Tag 3.

 

Tag 5 und weitere: Während dein Hund Käsewürfel aus dem Anhänger sammelt, schieben wie diesen 2 cm vor und zurück. Lass ihn dann raus und bitte ihn nach kurzer Pause wieder rein. Steigt er freudig wieder ein, haben wir sorgsam trainiert. Zögert er, müssen wir das Training wieder leichter gestalten. Das übst du weiter, bis du den Anhänger einige Meter über einen Parkplatz ziehen kannst, gerne bereits am Rad montiert. Die nun folgenden Radtouren solltest du sachte steigern von der Länge deiner Straße bis hin in den Nachbarort. Die dauerhafte Leckerei kannst du allmählich ausschleichen.

 

Bring’ deinem Hund unbedingt bei, dass er erst auf ein bestimmtes Freigabesignal aussteigen soll und er nicht bereits beim Öffnen des Reißverschlusses hinausstürmt. Dafür gibt es natürlich einen schmackhaften Keks bei dir - noch ein Grund für deinen Hund nach dem Aussteigen erst einmal in deiner Nähe bleiben zu wollen.

 

So kommst du im Hundetraining am schnellsten voran:

 

Immer erst zum nächsten Schritt übergehen, wenn der Aktuelle richtig gut funktioniert. Achte besonders auf Stresssymptome und Meideverhalten - mach’ das Training unbedingt nochmal leichter, wenn dein Hund vorzeitig aussteigen möchte oder ihm das Einsteigen schwerfällt!


11. Juni 2022

Lasst euch nicht verunsichern

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Bildtitel: Positive Verstärkung Hundetraining

Ihr habt euch für positive Verstärkung entschieden? Clever! Denn so trainiert ihr nachweislich am effektivsten, ihr verspielt euer gegenseitiges Vertrauen nicht und habt das Problem unerwünschter Fehlverknüpfungen nicht bis kaum - und euer Hund ist natürlich glücklicher!
Häufig aber "erziehen" Menschen ihre Hunde per aversiver Methoden, manchmal sogar ohne es zu wissen oder zu wollen. Um ein paar dieser Strafmethoden aufzuzählen: schimpfen, blocken, bedrängen, Leinenruck, zischen u.s.w.. Das liegt in der Natur des Menschen erst auf unerwünschtes Verhalten des Hundes zu reagieren. Vergessen wird oft, dass Aufmerksamkeit nunmal verstärkend wirkt und aber selbst, wenn man alle lerntheoretischen Regeln einhält, um Verhalten durch Strafe zu ändern, ist man weder clever, noch nett oder trainiert "hundegerecht" (furchtbarer Mythos zu Lasten unserer Schützlinge).
Ihr entlarvt Stümper*innen sofort durch deren Aussagen: "Das geht eben nicht mit jeder Rasse/jedem Hund, einige brauchen klare Ansagen/eine harte Hand". Denn die Lerngesetze gelten nunmal unabhängig von Rassen und Problemstellungen. Es ist völlig gleich, ob ich meinem Hund "Sitz" beibringe, er nicht am Tisch betteln soll oder er den Besuch nicht reinlässt. Du entscheidest, ob du stumpf draufhaust oder du kreativ aufbaust, was zu zukünftig (alternativ) von deinem Hund sehen möchtest - ganz ohne Öl ins Feuer zu gießen, ohne deinen Hund zu verunsichern/zu ängstigen, ohne ihn in seinem Ausdrucksverhalten dem Besuch gegenüber zu hemmen und dadurch zur unberechenbaren Zeitbombe machst, die deinen Besuch immer gruseliger findet.
Ein Hund kann "sitz" lernen, ohne, dass wir seinen Hintern runterdrücken. Sogar prompt und freudig! Und wenn er es nicht tut, hast du noch nicht gut genug trainiert oder dein Hund hat einen Grund, den du rauskriegen und ändern oder respektieren solltest.
Dein Hund soll nicht betteln? Dann bring ihm doch lohnenswert bei sich auf den Platz neben dem Tisch zu legen bis du aufgegessen hast. Dafür benötigt man kein Tabasco, Achtung Karma!

Dein Hund springt an dir hoch oder zieht an der Leine? Ja, das mag nerven, aber er überschreitet dabei ganz sicher keine Grenzen. In seinem genetischen Bauplan steht nirgends, dass Vorderpfoten an deiner Brust kein total herzliches Begrüßungszeremoniell sind und ebenso wenig, dass es sich nicht gehört an dem Urin der netten läufigen Nachbarshündin zu schleckschnüffeln, wenn dabei diese komische Schnur an ihm spannt und an seinem Hals wehtut! "Grenzen überschreiten", "Dominanz" und "austesten" sind Türöffner für unfaire Erziehungsmethoden, die den Hunden böse Absichten unterstellen (die hingegen nur dem Menschen, aber keineswegs Hunden zuzuschreiben sind!) Dein Hund will den Besuch fressen? Wie wäre es mit einem klaren, einfachen Ritual für alle Beteiligten ab dem Türklingeln, welches Management, Training und Deeskalation vereint, sodass dein Hund bald viel (Erwartungs-) Sicherheit in Besuchssituationen hat und sich sogar über den Besuch freuen kann? Das klingt doch viel ungefährlicher, oder?

Es gibt für jede Problematik einen effektiveren Weg auf Basis positiver Verstärkung. Dafür benötigt es einfach manchmal etwas mehr Kreativität und Fachwissen. Und eben dieses Fachwissen schließt aversive Trainingsmethoden kategorisch aus. 
Wenn euch Fachwissen und Kreativität ausgehen, ihr mal auf dem Schlauch steht oder euch neunmalkluge Besserwissersprüche verunsichert haben, dann holt euch einfach Hilfe bei Trainer*innen, die auf Basis positiver Verstärkung arbeiten. Die machen den ganzen Tag nix anderes, als sich in solches Training zu verkopfen und verfügen über einen großen Erfahrungsschatz gelungener Ideen (und auch mal nicht so gelungener, die ihr nicht mehr ausprobieren müsst 😉)


11. Mai 2022

Wachsamer Hund im neuen Garten

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Bildtitel: wachsamer Hund

Wir haben das große Glück wieder in eine Wohnung mit sonnigem Garten gezogen zu sein. Jeder angrenzende Garten gehört einem Nachbarshund, rechts neben uns ist ein größeres Büro, durch dessen Garten die Mitarbeitenden mehrfach täglich Fahrräder nah an der Grundstücksgrenze schieben. Cubi nimmt ihre Aufgabe als Mallorquinischer Schäferhundmix ausgesprochen ernst. Ihre spezielle Geschichte als Tierschutzhund spielt hinzukommend eine verschärfende Rolle.

Nun teile ich meinen Wunsch nach erholsamer Gartenzeit mit meinen Hunden sicher auch mit meinen Nachbar*innen. Also nutze ich den Zauber des Neuen, um erwünschtes Verhalten von Anfang an zu fördern und unerwünschtes Verhalten gar nicht erst etablieren zu lassen.

Hier meine Tipps:
- Heikle Reize um den Garten herum werden direkt mit ruhiger, überzeugender Interaktion bei mir verbunden, z.B. (Markersignal für und folgend) nuckeln an Leberwursttube. So schaffe ich langfristig eine selbstständige Umorientierung zu mir und muss auf unerwünschtes Verhalten gar nicht erst eingehen 👌
- Der Garten sollte eher mit Ruhe verknüpft werden, z.B. gemeinsam chillen, großflächige Futtersuche wie "sprinkeln", Knabberzeit am Rinderohr, Massagen oder (konditionierte) Entspannung. Ist der Garten Ort für Bällchenwerfen etc., schüttet euer Hund schon in der Erwartung rausgelassen zu werden ordentlich Adrenalin aus, welches, wer kennt es nicht, direkt pöbeliger, also angriffs- und abwehrbereiter macht.
- Bin ich zu spät und möchte ein Reinsteigern verhindern, bleibt die ersten Wochen die lange Leine dran, natürlich am gut sitzenden Brustgeschirr; für später habe ich dann den gut sitzenden Rückruf.
- Bei Mehrhundehaltung spielt Stimmungsübertragung eine immense Rolle! Also haben meine beiden Alarmanlagen in den ersten Tagen/Wochen getrennte Gartenzeit.
- Weitere Managementmaßnahmen wie Sichtschutze zu Nachbarshunden haben sich sehr bewährt!

Wir wünschen euch einen idyllischen Sommer in euren Gärten 🌻


30. März 2022

Vorher fragen -Hundekontakte beim Gassigehen

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Bildtitel: Gegenseitige Rücksichtnahme

 Gegenseitige Rücksichtnahme - ist doch eigentlich ganz easy!

Es gibt zahlreiche stichhaltige Gründe, weshalb ein zu naher oder direkter Kontakt zwischen Hunden unpassend sein kann.
Um nur einige wenige aufzuzählen: man hat einen kranken oder verletzten Hund, befindet sich gerade im Training, den Hund stressen Kontakte zu fremden Hunden (hat aber vielleicht sogar einen großen festen Freundeskreis), der*die Halter*in hat es auch mal eilig oder möchte selbst gerade einfach keinen Menschenkontakt. Es geht uns aber auch eigentlich nichts an, weshalb jemand keinen Kontakt wünscht.

Redet miteinander! Fragt einfach, ob Kontakt erwünscht ist und lasst euren Hund, egal ob an- oder abgleint, nicht einfach zu (nah zu) anderen Hunden.
Leint eure Hunde aus Respekt erst einmal an, wenn euch andere Hunde begegnen und lasst Kontakt erst bei gegenseitigem Einvernehmen zu.

Gerade, wenn der Weg schmal ist, die Hunde die Individualdistanz (wie der Name schon sagt: irre individuell groß) des anderen kaum einhalten können und sie angeleint sind: helft ihnen, erst gar keine holprigen bis pöbeligen Begegnungen einzuüben, indem ihr sie auf eurer abgewandten Seite führt und die Wegesbreite ausnutzt.

Spart euch Kommentare, solange dem anderen Hund weder Schaden, noch Schmerz oder Angst zugefügt wird. Vielleicht trainiert das Hund-Mensch-Team bereits, nur eben nicht wie ihr! Essentiell für positives, nachhaltiges Training sind Distanz und damit die Möglichkeit, dem Hund deeskalierendere neue Strategien beizubringen. Zu naher Kontakt macht den Trainingsfortschritt kaputt!

Im Übrigen: fühlen sich um Distanz bittende Menschen durch fremde Hunde belästigt, z.B. weil diese unkontrolliert in den eigenen reinlatschen, ist das ein Fall für das Ordnungsamt. Dem ist die gefährliche und gefährdende Philosophie einiger Hundehalter*innen, der eigene Hund müsse sich immer und überall frei bewegen dürfen, zu Recht egal!

Natürlich können auch rücksichtsvollen Menschen Missgeschicke passieren. Die meisten entschuldigen sich und die Sache ist aus der Welt. Nobody's perfect.


31. Dezember 2021

Verstärke ich die Angst meines Hundes durch Zuwendung?

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Bildtitel: Social Support

Wenn dir eine dicke Spinne über den Fuß läuft und dir direkt danach ein Stück Himbeertorte angeboten wird, hast du dann mehr Angst vor Spinnen? Vielleicht ist dein Schrecken über die Spinne so groß, dass du nicht mehr essen kannst, vielleicht aber lenkt dich die Torte nun ab, im besten Fall wird die Spinne für dich zur Ankündigung für Himbeertorte - Juhuuu, Spinnen 🕷💚
Jedenfalls wird die Torte deine Angst keinesfalls verstärken - logisch, oder? 🤷‍♀️ Es ist also doch einen Versuch wert...


Deinem Hund geht es da genauso - etwas, das sich in diesem Moment gut für ihn anfühlt, kann ihm nur helfen! Ignoriert eure Hunde nicht, wenn sie Angst oder einen Schrecken bekommen haben. Zwingt sie zu nichts! Versucht die Stimmung zu heben, den Grusel in etwas Gutes umzukehren und leistet Social Support. Denn: Sich alleingelassen und unverstanden fühlen wird die Angst wahrscheinlich massiv verschlimmern!